ideamare juLABER

~veränderung~

Sie scheint, ganz plötzlich zu kommen;

Völlig unerwartet

Überflutet sie dich und dein Leben;

All die fein säuberlich aufgestapelten Gewohnheiten, geordnet in Abläufe,

die Perspektiven, Blickwinkel in jeder Ecke deines Körpers, deines imaginären Zimmers,

selbst der Boden, auf dem du stehst, gehst, lebst

fangen an, sich zu drehen, zu ändern,

vielleicht sogar zu verschwinden;

Und du weißt nicht, was da passiert, was mit dir geschieht,

verzweifelt um dich schlagend,

versuchst du, die letzten Bruchteile deiner Gewohnheiten, die vor dir vorbei ziehen zu scheinen, zu ergreifen, an dich zu reißen,

versuchst du, dich an einer Ecke deines imaginären Zimmers festzuhalten, die Perspektiven zu observieren, versuchst du zu stehen, zu gehen, zu leben,

Fuß zu fassen,

auf dem Boden, den es nicht mehr gibt,

Und dann liegst du da, um dich die letzten Stücke deiner Gewohnheiten, zerstreut auf dem Boden,

aber nicht deinem Boden, deinem Zimmer;

Nichts mehr gehört dir, alles ist anders-

Ein Zimmer, wo Perspektiven frei herumschweben,

wo ein Boden doch kein Boden ist, und dann fällst du wieder,

wo du hilflos und doch so begrenzt bist-

Eine Welle, die dich trifft, übermannt und nichts so sthen lässt, wie es einmal war-

Veränderung-

Zwei Silben umschließen das Wort „ändern“;

Aber wo etwas geändert wird, muss vorher etwas passiert sein, ein einstechendes Erlebnis passiert sein;

Denn wer ändert etwas, das er nicht ändern muss?

Wir sind Gewohnheitsmenschen, Gewohnheitstiere;

„Alles kann, nichts muss“, nein eher:

Alles wäre ganz gut, wenn nichts dafür gemacht werden muss;

“Ver“: eine Vorsilbe, die das betreffende Wort als negativ oder schwierig markiert-

Veränderung ist nicht negativ,

denn sie ist lediglich ein Wechselprozess, eine Umwandlung, eine Neuerung,

die unternommen wird, weil ein einstechendes Erlebnis dazu verleitet oder die Person sich aktiv dafür entschieden hat;

Veränderung ist jedoch schwierig;

Mühsam muss man sich einen neuen Boden, neue Gewohnheiten, Perspektiven beschaffen,

das Zimmer langsam aufbauen, sortieren, wieder ausmisten, aufräumen,

Ecken schaffen, in die sich neue Perspektiven einnisten können,

den Boden Stein um Stein zusammenkleben, bis er hält-

Es dauert lang, bis man wieder stehen, gehen, leben kann;

„Ver“: eine Vorsilbe, die die Bewegung eines Objekts markiert-

Für Veränderung muss man aufstehen, sich den Staub des Zerfalls seiner Gewohnheiten aus den Kleidern klopfen,

den einen Fuß vor den anderen setzen-

bis man wieder gehen, leben, erleben kann-

Alles kann, nichts muss-

Aber überleg doch mal,

ob die Veränderung nicht unbedingt nötig ist,

wenn die Entscheidungsfreiheit zur höflichen Floskel wird-

Du musst etwas tun, die Gewohnheiten zur Seite schieben, deine Perspektiven zurechtrücken und realisieren:

Als du schon gehen, leben, erleben konntest, konnten andere nicht mal stehen-

Veränderung für die Welt, in der du lebst,

die Erschaffung eines neuen selbst, nicht der Zerbruch von dir,

denn du lebst, kannst gehen, rennen, erleben, genießen, lachen-

Aber andere eben noch nicht-

Na los, ändere etwas-

Bis alle gehen, leben, erleben können-

Alles muss, nichts kann-

Hallo erstmal! 😉

Ich habe diesen Text geschrieben als Ende einer dreireihigen Folge von „Ver“-Texten, heißt also eigentlich war er als Schlusstext gedacht und nicht als den ersten Text, den ich hier seit langer Zeit veröffentliche :ˋ) Aber ich fande, er passte ganz gut, denn nachdem ich hier über ein Jahr nichts veröffentlicht habe, komme ich zurück mit einem ganz anderen Layout, neuen Formaten, neuen Ideen. Vor dem Text „~veränderung ~“, habe ich über Verdrängen und Verurteilung geschrieben- im Grunde haben diese Themen nichts miteinander zutun, aber sie waren alle drei Themen, über die ich unbedingt schreiben wollte. Sie waren also für mich sehr wichtig und sind es immer noch.

Jetzt aber zum Text selber: ich wollte ein richtiges Bild für den Leser kreieren, damit er sich wirklich vorstellen kann, wie grundlegend Veränderung dich trifft. Natürlich hat jeder schonmal auf eine gewisse Weise Veränderung in seinem Leben gespürt, aber die wenigsten haben sich so richtig damit auseinander gesetzt. Ich liebe es, mich zu fragen: Wie fühle ich mich jetzt? Was hat das in mir ausgelöst? Wie hat das sich angefühlt? Dadurch entstehen in meinen Texten oft Bilder, wie zum Beispiel eine Welle, die dich trifft, oder wie hier: dein imaginäres Zimmer, dein Grund deines Leben bricht zusammen. Und ja, ich finde wirklich, dass sich Veränderung wie ein Zusammenbruch anfühlt, alles dreht, ändert sich, ist aber erstmal „kaputt“. Ich habe versucht, meinen Alltag, meine Gewohnheiten durch das Verbtrikolon „stehen, gehen, leben“ zu veranschaulichen. Ich gehe meinen Weg, ich lebe so vor mich hin, und dann bricht alles zusammen und ich muss erst wieder lernen zu stehen, damit ich gehen und dann auch leben kann.

Das letzte Mal ändere ich dann das Trikolon in „gehen, leben, erleben“: Einerseits kommt das „aufstehen“ zwei Zeilen vorher schon vor und erweitert dadurch die Möglichkeit, zu gehen und zu leben, andererseits wollte ich auch einen Ausblick geben nach dem Motto: „Erlebe etwas! Nutze deinen Neustart, um dein Leben zu verbessern!“ Dadurch soll Veränderung nochmal positiv beleuchtet werden, denn Veränderung ist schwierig, hart und manchmal sogar nervenzeerend, aber eben auch positiv, energetisch, frisch und neu.

Alles kann, nichts muss- kein Druck, das ist dein Leben, dein Neuanfang, mach was du willst 😉

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